Vereinsgeschichte: Wie war das damals?

Von der heute weltbekannten Stadt Wolfsburg, bei dessen Gründung Stadt des KdF-Wagens genannt, war 1939/1940 noch nicht viel zu sehen. Lediglich das Wohnviertel Steimker Berg sowie die Straßenzüge Goethestraße, Schillerstraße und Heinrich-Heine-Straße waren fertiggestellt oder noch im Bau.
Mit den ersten Einwohnern kamen auch die ersten Sportfischer. Sie wurden schnell miteinander bekannt, was wohl daran lag, dass die Stadt noch so klein war. Man traf sich, besprach Sorgen und Nöte und machte sich Gedanken, wo und wie man hier der geliebten Fischwaid nachgehen könnte. 

Richard Beye mit Zander 11 Pfd. gef. 1956 am Mittellandkanal Die Fischereirechte an den vorhandenen Teichen befanden sich ausnahmslos in privater Hand und der vor der Haustür liegende Mittellandkanal war bereits vom Verein Braunschweiger Fischer gepachtet. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Die ersten Kontakte mit diesem Verein waren schnell hergestellt und entwickelten sich positiv. Deshalb konnte am 07. Mai 1940 im Gasthaus "Zum Wolf" unter Leitung von Karl Wieser von 23 Sportfischern eine Untergruppe des Vereins Braunschweiger Sportfischer in der Stadt des KdF-Wagens gegründet werden. Der Braunschweiger Verein hatte allerdings die Auflage gemacht, dass diese Untergruppe nicht mehr als 30 Mitglieder haben dürfte.
Nach einigen Monaten schon zeigte sich, daß diese Beschränkung nicht einzuhalten war. Fast täglich kamen neue Einwohner in die Stadt und damit auch neue Sportfischer. Carl Schindler, der inzwischen Sportfreund Wieser als Leiter der Untergruppe abgelöst hatte, sah keinen anderen Ausweg, als einen eigenen Sportfischerverein zu gründen. Seine Bemühungen scheiterten aber immer wieder daran, dass kein geeignetes Fischwasser gefunden werden konnte. Schließlich wagte Carl Schindler einen letzten und wohl entscheidenden Schritt, indem er sein Anliegen mit entsprechender Begründung dem damaligen Reichsverband Deutscher Sportfischer in Berlin unterbreitete. Von dort aus wurde umgehend der seinerzeitige Oberbezirksführer in Hannover ersucht, eine zufriedenstellende Lösung der Probleme der Sportfischer in der Stadt des KdF-Wagens zu finden. Bereits am 28. September 1941 fand deshalb beim Vereinsführer des Vereins Braunschweiger Fischer in Anwesenheit des Oberbezirksführers sowie der Sportfreunde Schindler, Bartel und Beye eine Verhandlung statt, die praktisch als Geburtsstunde des Sportfischervereins Wolfsburg angesehen werden muß. Denn das Ergebnis dieser Verhandlung war die Überführung der "Untergruppe Stadt des KdF-Wagens im Verein Braunschweiger Sportfischer" in einen eigenständigen Verein. Gleichzeitig trat der Verein Braunschweiger Fischer mit Wirkung vom 01. Januar 1942 die Kanalstrecke unterhalb der Schleuse Sülfeld bis km 247,8 an den neu entstandenen Sportfischerverein ab.
Ehrung von Vorstandsmitgliedern Bedingt durch die Kriegswirren fand die erste Mitgliederversammlung, die eigentliche Gründungsversammlung, am 11. Januar 1942 im Ledigenheim Stadtmitte statt. Die Versammlung war mit 37 Sportfischern gut besucht. Da Carl Schindler aus beruflichen Gründen die Vereinsführung nicht mehr übernehmen konnte, wurde Fritz Kulas zum kommissarischen Vereinsführer bestellt. Unter seiner Leitung war bis Ende des Krieges die für die Mittellandkanalstrecke zugelassene Zahl von 90 Mitgliedern erreicht.
Nach Kriegsende meldeten sich nur 47 Sportfischer wieder und tragen sich am 22. Februar 1946 in der damaligen Gaststätte Franz Schulz zu ihrer ersten Nachkriegsversammlung. Der bisherige Vereinsführer Kulas gab hier seinen Rücktritt bekannt und Heinrich Dannheim übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden. In dieser Eigenschaft beantragte er sofort bei der britischen Militärregierung in Lüneburg die Genehmigung zum Weiterbestehen des Vereins mit dem offiziellen Namen "Sportfischerverein Wolfsburg und Umgebung". Bis zur Währungsreform im Jahr 1948 war die Mitgliederzahl auf 180 angewachsen.
1965 Fische für ein Altersheim
Bis zu Beginn der 60er Jahre war der Mittellandkanal das einzige Gewässer, in dem die Mitglieder des Sportfischervereins Wolfsburg ihrem Hobby nachgehen konnten. Ende 1961 zählte der Verein 257 Mitglieder. Ständig mußte der Vorstand bemüht sein, die auf Wolfsburger Stadtgebiet und in der Umgebung vorhandenen oder im Entstehen begriffenen Seen, Teich und Flüsse anzupachten oder zu kaufen. Diese Bemühungen waren in jeder Hinsicht erfolgreich, denn es gibt heute nur wenige Gewässer in Wolfsburg, die nicht vom Sportfischerverein bewirtschaftet werden. Die Mitgliederzahl hat sich mit der Aufnahme von immer mehr Gewässern rasant nach oben entwickelt. Zeitweise hatte der Verein mehr als 1.300 Mitglieder in seinen Reihen.

Angepachtet werden konnten:
1961  der Neue Teich und der Salzteich (früher "Posener Becken")
1963  der Große Schillerteich
1964  das Detmeroder Becken und die Rothehofer Teiche
1965  eine Kiesgrube in der Gemarkung Velpke (Velpke I)
1968  die Aller auf dem Gebiet der Stadt Wolfsburg
1973  das große und das kleine Hageberg - Becken
1974  der Allersee
1976  das Regenrückhaltebecken Kreuzheide und einen Teil der Schunter
1979  der Allerkanal und ein Teilstück der Kleinen Aller
1990  die Fischzucht-Anlage in Neuhaus

Folgende Gewässer sind Eigentum des SFV Wolfsburg
1968  Eine Kiesgrube in der Gemarkung Velpke (Velpke I)
1988  Eine weitere Kiesgrube in der Gemarkung Velpke (Velpke II)

In der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung vom 17. August 1964 war zu lesen: "Mit "Petri Heil" schwenkte die Drei-Wagen-Front des Sportfischervereins, ein Augenschmaus für's Publikum, denn sie führten dicke lebende Karpfen im Becken und noch dickere Trophäen aus Mittelland-Kanal-Fischzügen mit sich". Na ja, gemeint waren wohl die von Vereinsmitgliedern wunderschön dekorierten Autos, die am Festumzug teilnahmen. Hierfür hat das Preisgericht (aus Mitgliedern von Rat, Verwaltung und Verkehrsverein) den Sportfischerverein Wolfsburg mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. (Bilder zur Vergrößerung bitte anklicken)
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Die Geschäfte des Sportfischervereins konnten lange Zeit in den Privaträumen des jeweiligen 1. Vorsitzenden oder des Geschäftsführers abgewickelt werden. Aufgrund des gewaltigen Mitgliederzuwachses und des damit verbundenen gestiegenen Verwaltungsaufwandes, sah sich der Vorstand gezwungen, ab 1977 eine Geschäftsstelle in der Wolfsburger Innenstadt einzurichten.
In den folgenden Jahren der Verein auf der Suche nach einem festen Domizil und er hat dieses vorübergehend in Fallersleben gefunden. Dort kaufte der Verein 1993 ein freistehendes Einfamilienhaus, das bis Ende 2003 als Vereinsgeschäftsstelle fungiert.

Ein "echtes" Vereinsheim besitzt der Sportfischerverein Wolfsburg seit Anfang 2004 am Allersee. Hier hat der Verein die bisherige Gaststätte "Lehmofen" übernommen. Die Immobilie ist auch als ehemaliges Naturfreundeheim am Allersee bekannt.

Das neue Vereinsheim ist hervorragend für die Ansprüche unseres Vereines geeignet. Neben zwei großen Räumen und einem Saal sind mehrere Räume vorhanden, die als Geschäftsräume genutzt werden können. Das neue Vereinsheim liegt in zentraler Lage an einem unserer schönsten Gewässern, dem Allersee. Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Das Grundstück ist verhältnismäßig groß und bietet für die Zukunft einige Möglichkeiten der Gestaltung.

Ehrung von Angelkönigen