Vereinsgeschichte: Wie war das damals?
Von der heute weltbekannten Stadt Wolfsburg, bei
dessen Gründung Stadt des KdF-Wagens genannt, war 1939/1940 noch
nicht viel zu sehen. Lediglich das Wohnviertel Steimker Berg sowie die
Straßenzüge Goethestraße, Schillerstraße und
Heinrich-Heine-Straße waren fertiggestellt oder noch im Bau.
Mit den ersten Einwohnern kamen auch die ersten Sportfischer. Sie
wurden schnell miteinander bekannt, was wohl daran lag, dass die Stadt
noch so klein war. Man traf sich, besprach Sorgen und Nöte und machte
sich Gedanken, wo und wie man hier der geliebten Fischwaid nachgehen
könnte.
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Die Fischereirechte an den vorhandenen Teichen befanden sich
ausnahmslos in privater Hand und der vor der Haustür liegende
Mittellandkanal war bereits vom Verein Braunschweiger Fischer
gepachtet. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Die ersten
Kontakte mit diesem Verein waren schnell hergestellt und entwickelten
sich positiv. Deshalb konnte am 07. Mai 1940 im Gasthaus "Zum
Wolf" unter Leitung von Karl Wieser von 23 Sportfischern eine
Untergruppe des Vereins Braunschweiger Sportfischer in der Stadt des
KdF-Wagens gegründet werden. Der Braunschweiger Verein hatte
allerdings die Auflage gemacht, dass diese Untergruppe nicht mehr als
30 Mitglieder haben dürfte. |
Nach einigen Monaten schon zeigte sich, daß diese Beschränkung nicht
einzuhalten war. Fast täglich kamen neue Einwohner in die Stadt und
damit auch neue Sportfischer. Carl Schindler, der inzwischen
Sportfreund Wieser als Leiter der Untergruppe abgelöst hatte, sah
keinen anderen Ausweg, als einen eigenen Sportfischerverein zu
gründen. Seine Bemühungen scheiterten aber immer wieder daran, dass
kein geeignetes Fischwasser gefunden werden konnte. Schließlich wagte
Carl Schindler einen letzten und wohl entscheidenden Schritt, indem er
sein Anliegen mit entsprechender Begründung dem damaligen
Reichsverband Deutscher Sportfischer in Berlin unterbreitete. Von dort
aus wurde umgehend der seinerzeitige Oberbezirksführer in Hannover
ersucht, eine zufriedenstellende Lösung der Probleme der Sportfischer
in der Stadt des KdF-Wagens zu finden. Bereits am 28. September 1941
fand deshalb beim Vereinsführer des Vereins Braunschweiger Fischer in
Anwesenheit des Oberbezirksführers sowie der Sportfreunde Schindler,
Bartel und Beye eine Verhandlung statt, die praktisch als
Geburtsstunde des Sportfischervereins Wolfsburg angesehen werden muß.
Denn das Ergebnis dieser Verhandlung war die Überführung der
"Untergruppe Stadt des KdF-Wagens im Verein Braunschweiger
Sportfischer" in einen eigenständigen Verein. Gleichzeitig trat
der Verein Braunschweiger Fischer mit Wirkung vom 01. Januar 1942 die
Kanalstrecke unterhalb der Schleuse Sülfeld bis km 247,8 an den neu
entstandenen Sportfischerverein ab. |
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Bedingt durch die Kriegswirren fand die erste Mitgliederversammlung,
die eigentliche Gründungsversammlung, am 11. Januar 1942 im
Ledigenheim Stadtmitte statt. Die Versammlung war mit 37 Sportfischern
gut besucht. Da Carl Schindler aus beruflichen Gründen die
Vereinsführung nicht mehr übernehmen konnte, wurde Fritz Kulas zum
kommissarischen Vereinsführer bestellt. Unter seiner Leitung war bis
Ende des Krieges die für die Mittellandkanalstrecke zugelassene Zahl
von 90 Mitgliedern erreicht. |
Nach Kriegsende meldeten sich nur 47 Sportfischer wieder und tragen
sich am 22. Februar 1946 in der damaligen Gaststätte Franz Schulz zu
ihrer ersten Nachkriegsversammlung. Der bisherige Vereinsführer Kulas
gab hier seinen Rücktritt bekannt und Heinrich Dannheim übernahm das
Amt des 1. Vorsitzenden. In dieser Eigenschaft beantragte er sofort
bei der britischen Militärregierung in Lüneburg die Genehmigung zum
Weiterbestehen des Vereins mit dem offiziellen Namen
"Sportfischerverein Wolfsburg und Umgebung". Bis zur
Währungsreform im Jahr 1948 war die Mitgliederzahl auf 180
angewachsen. |
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Bis zu Beginn der 60er Jahre war der Mittellandkanal das einzige
Gewässer, in dem die Mitglieder des Sportfischervereins Wolfsburg
ihrem Hobby nachgehen konnten. Ende 1961 zählte der Verein 257
Mitglieder. Ständig mußte der Vorstand bemüht sein, die auf
Wolfsburger Stadtgebiet und in der Umgebung vorhandenen oder im
Entstehen begriffenen Seen, Teich und Flüsse anzupachten oder zu
kaufen. Diese Bemühungen waren in jeder Hinsicht erfolgreich, denn es
gibt heute nur wenige Gewässer in Wolfsburg, die nicht vom
Sportfischerverein bewirtschaftet werden. Die Mitgliederzahl hat sich
mit der Aufnahme von immer mehr Gewässern rasant nach oben
entwickelt. Zeitweise hatte der Verein mehr als 1.300 Mitglieder in
seinen Reihen.
Angepachtet werden konnten:
1961 der Neue Teich und der Salzteich (früher "Posener
Becken")
1963 der Große Schillerteich
1964 das Detmeroder Becken und die Rothehofer Teiche
1965 eine Kiesgrube in der Gemarkung Velpke (Velpke I)
1968 die Aller auf dem Gebiet der Stadt Wolfsburg
1973 das große und das kleine Hageberg - Becken
1974 der Allersee
1976 das Regenrückhaltebecken Kreuzheide und einen Teil der
Schunter
1979 der Allerkanal und ein Teilstück der Kleinen Aller
1990 die Fischzucht-Anlage in Neuhaus
Folgende Gewässer sind Eigentum des SFV Wolfsburg
1968 Eine Kiesgrube in der Gemarkung Velpke (Velpke I)
1988 Eine weitere Kiesgrube in der Gemarkung Velpke (Velpke II)
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In der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung vom
17. August 1964 war zu lesen: "Mit "Petri Heil"
schwenkte die Drei-Wagen-Front des Sportfischervereins, ein
Augenschmaus für's Publikum, denn sie führten dicke lebende Karpfen
im Becken und noch dickere Trophäen aus Mittelland-Kanal-Fischzügen
mit sich". Na ja, gemeint waren wohl die von Vereinsmitgliedern
wunderschön dekorierten Autos, die am Festumzug teilnahmen. Hierfür
hat das Preisgericht (aus Mitgliedern von Rat, Verwaltung und
Verkehrsverein) den Sportfischerverein Wolfsburg mit dem zweiten Preis
ausgezeichnet. (Bilder zur Vergrößerung bitte anklicken) |
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Die Geschäfte des Sportfischervereins konnten lange
Zeit in den Privaträumen des jeweiligen 1. Vorsitzenden oder des
Geschäftsführers abgewickelt werden. Aufgrund des gewaltigen
Mitgliederzuwachses und des damit verbundenen gestiegenen
Verwaltungsaufwandes, sah sich der Vorstand gezwungen, ab 1977 eine
Geschäftsstelle in der Wolfsburger Innenstadt einzurichten. |
In den folgenden Jahren der Verein auf der Suche
nach einem festen Domizil und er hat dieses vorübergehend in Fallersleben gefunden.
Dort kaufte der Verein 1993 ein freistehendes Einfamilienhaus, das bis
Ende 2003 als Vereinsgeschäftsstelle fungiert.
Ein "echtes" Vereinsheim besitzt der Sportfischerverein
Wolfsburg seit Anfang 2004 am Allersee. Hier hat der Verein die
bisherige Gaststätte "Lehmofen" übernommen. Die Immobilie
ist auch als ehemaliges Naturfreundeheim am Allersee bekannt.
Das neue Vereinsheim ist hervorragend für die Ansprüche unseres
Vereines geeignet. Neben zwei großen Räumen und einem Saal sind
mehrere Räume vorhanden, die als Geschäftsräume genutzt werden können.
Das neue Vereinsheim liegt in zentraler Lage an einem unserer schönsten
Gewässern, dem Allersee. Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Das
Grundstück ist verhältnismäßig groß und bietet für die Zukunft
einige Möglichkeiten der Gestaltung. |

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