Fischsterben beginnt! Eine logische Folge?

 

Nun ist es soweit, das befürchtete Fischsterben bei sommerlichen Temperaturen beginnt. Erwartungsgemäß setzte dieses am Neuen Teich ein. Erwartungsgemäß? Ja natürlich!

Seit Jahren nimmt der Einfluss falschverstandenen Hardcore-Umweltschutz am Neuen Teich immer neue Formen an. Leider überträgt sich dieser nach und nach auch auf die anderen Gewässer hier in Wolfsburg. Keiner der verantwortlichen „Stadtväter“ würde es jemals wagen, den Aussagen einiger Umweltaktivisten zu wiedersprechen.

Nur jegliche öffentliche Diskussionen vermeiden und dann unter dem Motto ausharren, „es wird schon gut gehen“ oder „die Zeit arbeitet für uns, die Volksseele regt sich schon wieder ab.“

Natürlich muss Umweltschutz betrieben werden, aber alles in einem verträglichen Rahmen und was ganz wichtig ist, der Umweltschutz hört nicht an der Wasseroberfläche auf!

Mensch und Natur müssen in Einklang gebracht werden, das sagt auch so das Naturschutzgesetz aus. Die Natur ist zu schützen, zu hegen und zu pflegen und es soll gleichzeitig dem Menschen zur Erholung dienen.

Erholung für den Menschen? Weit gefehlt hier an Wolfsburgs Gewässern. Immer mehr Uferbereiche werden eingezäunt und mit Betretungsverboten versehen. An der restlichen Stellen bilden sich undurchdringliche Schilfgürtel und die Rasenflächen rings herum wuchern unaufhaltsam in die Höhe. Für Mensch und Tier ist ein Betreten der Uferzonen gar nicht mehr möglich. Meterhöhe Brennnesselfelder und sonstige Verwucherungen machen ein Erreichen der Uferzone kaum noch möglich.

Invasives Auftreten einiger Tierarten, auch wenn sie geschützt sind, bringen auch eine teils empfindliche Beeinträchtigung des Gewässerhaushalts mit sich. Ein Gewässer der Größe des Neuen Teiches verkraftet in Spitzenzeiten keine 600-700 Gänse, die ihre Ausscheidungen im Wasser und an den Uferbereichen hinterlassen. Dazu zahlreiche Graureiher und Kormorane.

Immer wieder haben wir davor gewarnt, dass dies zu einer Überdüngung des Gewässers führt. Die Folgen sind Algenbildungen und damit das Verschwinden von Sauerstoff im Gewässer.

Bereits 10 Tage vor Eintreten des Fischsterbens haben wir die Untere Wasserbehörde von einer vermehrt auftretenden Algenbildung in Kenntnis gesetzt. Kommentar: „Man kümmert sich“.

   

 

Wer sich also erholen möchte, der hat jetzt am Neuen Teich dazu Gelegenheit, leider kann das Bild nicht den begleitenden Geruch der Fisch- und Tierkadaver wiedergeben.

Auf dem Bild sehen wir jetzt das Ergebnis der verfehlten Umweltpolitik, vorangetrieben von den für mich hauptverantwortlichen Umweltaktivisten Frau A. H. und Frau T. W. (weitere Personalien bekannt). Geplante sinnvolle Maßnahmen, z.B. durch die Jägerschaft wurden mit eingeleiteten Strafanzeigen beantwortet.

„Die Angler heulen ja nur mal wieder ihren Fischen nach“ musste ich mir von anderen anhören!

Natürlich machen wir das, die haben uns ja auch eine Menge Geld gekostet. Aber eines sei hier auch erwähnt, Ursache für das Fischsterben ist Sauerstoffmangel, da sterben nicht nur die Fische, sondern auch alles andere Leben im Gewässer. Ein solches Gewässer dann neu aufzubauen dauert Jahre und verschlingt natürlich auch Geld.

Hier erkennen wir gerade ein großes Problem, denn den Kormoranen und Reihern wird die Lebensgrundlage am Neuen Teich durch das Fischsterben entzogen. Solange sich das Gewässer nicht vollständig wieder erholt, wird es keinen neuen Fischbesatz geben. In den nahegelegenen Ausweichmöglichkeiten im Bereich Ilkerbruch hat sich der Seeadler breit gemacht und hält den Bestand von Kormoran und Reiher gering. Wohin also jetzt?

Sicherlich haben unsere Aktivisten aus der Nordstadt darauf eine passende Antwort oder nicht?

Was können wir tun? Warum machen wir Angler nichts?

Verantwortlich für die Hege und Pflege eines Gewässers ist der Eigentümer oder Pächter, also die Stadt Wolfsburg! Auf diese gilt es, in der Öffentlichkeit einen gewissen Druck zu erzeugen, genauso, wie es unsere „Umweltschützer in der Nordstadt“ gemacht haben.

Maßnahmen müssen mit Vorsicht bedacht werden, denn nicht zum ersten Mal hat man uns am Gewässer bei Maßnahmen mit Strafanzeigen gedroht (gilt besonders für Maßnahmen zur Freihaltung einiger Angelstellen).

Für „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ ist es jetzt schon zu spät. Angeregt haben wir diese bereits im letzten heißen Sommer. Mit geeigneten Belüftungsmaßnahmen könnte ein weiteres Absinken des Sauerstoffgehaltes aufgehalten oder zumindest verzögert werden. Während es in den umliegenden Städten und Gemeinden für die Wehren eine Selbstverständlichkeit war, dort zu helfen, scheiterten wir hier in Wolfsburg bei dem Versuch Unterstützung bei Belüftungsmaßnahmen zu bekommen. Zwei von uns angesprochenen Wehren waren bereit zu helfen, wollten aber ihre Auslagen (Benzin/Diesel) ersetzt haben und brauchten nach ihren Aussagen das Okay der Stadt. Ein solches gab es 2018 nicht!

Der SFV-Wolfsburg versuchte mit seinen eigenen beschränkten Mitteln dort zu helfen, wo andere verantwortlich sind!

 

 

Was nimmt man sich also für das Jahr 2019 vor? Man versucht es über die Bürgerrunde der Stadt auf einer öffentlichen Sitzung auf das Problem aufmerksam zu machen. Leider wurde dort unsere Rednerin kaum beachtet und kurz gehalten. Man dürfe zwar Fragen stellen, man will dort aber keine Notwendigkeiten erläutert haben. Unser Begehren hatten wir dann schriftlich hinterlassen dürfen.

Es erfolgte allerdings erwartungsgemäß keinerlei Reaktion.

Über ein Stadtratsmitglied der Partei „Piraten“ gelang es uns dann endlich offiziell unseren Antrag auch einzureichen. Und siehe da, plötzlich erfolgten Reaktionen. Uns wurde die Unterstützung zugesagt und wir bekamen einen verantwortlichen Ansprechpartner.

Wir werden sehen, wie sich diese Zusagen bewähren.

Zurück jedoch zur Tagesproblematik.

Zuverlässig belegbare Messungen unseres Fischereiobmanns ergaben für dieses Gewässer katastrophale Messergebnisse.

Der ph-Wert lag bei 9,16 und somit deutlich im alkalischem Bereich, der für alles Leben im Teich toxisch zu werden erscheint.

Noch schlimmer jedoch war die Auswertung des Sauerstoffgehaltes im Gewässer. Während sich Grenzwerte unter einem Wert von 5,0 mg/l bereits als toxisch erweisen, mussten wir hier einen Wert von 2,98 mg/l feststellen. Ein Bereich, wo kein Leben mehr möglich ist. Das nicht nur für Fische, sondern auch für alle anderen dort vorkommenden Lebensformen.

 

Realistisch betrachtet sprechen wir hier vom Supergau, einem Totalverlust sämtlichen Lebens in diesem Gewässer.

Den gesamten Sonntag lang waren Vorstandsmitglieder der Vereins damit beschäftigt, tote Fische zu bergen, harte Arbeit bei 30°Grad. (Zuständigkeit liegt bei der Stadt.)

 

 

 

Nachdem die Berufsfeuerwehr mit ihren Kapazitäten der Tierkörperbeseitigung am Ende war, tat sich ein neues Problem auf. Wohin mit den weiteren Restfischabfällen?

Keine Lösung in Sicht, bis nach Stunden endlich über den Notdienst des Ordnungsamtes eine Entsorgung der restlichen Abfälle eingeleitet werden konnte.

Die WAS schickte schließlich über ihren Notdienst einen großen Container zur Entsorgung.

Das Gewässer ist tot, damit versteht es sich von selbst, dass bis auf  weiteres dieses Gewässer auch für die Beangelung gesperrt ist.

Die Wiederinstandsetzung des Gewässers wird nicht nur Zeit, sondern auch finanzielle Mittel in Anspruch nehmen. Da die vom Landesverband angekündigte Gebührenerhöhung jedoch nicht in vollen, angekündigten Bereich umgesetzt wurde, ist eine weitere, auch außerordentliche, Gebührenerhebung für die Mitglieder nicht zu befürchten.

Vor Ort erschienen sind nicht nur die örtlichen Presseorgane, die mehr oder weniger Auskunft zur aktuellen Situation erhielten, sondern auch unser Erster Stadtrat Werner Borcherding.

Pflichtgemäß, so sagte er, machte er sich vor Ort ein Bild zur Gesamtsituation. Aus unserer Sicht erwies sich Herr Borcherding als ein kompetenter, sachkundiger Ansprechpartner, der sich natürlich sehr neutral verhielt. Kein Geheimnis machte er jedoch aus der vorhandenen Gänseproblematik.

Erfreulich zeigte sich die Zusammenarbeit des Gesamtvorstands, wo die Gewässerwarte in ihrer Zuständigkeit nicht allein gelassen worden sind, sondern die Bereitschaft des Gesamtvorstands dort tatkräftig zu unterstützen.

Nur so ist effektive Vereinsarbeit möglich, vielen Dank an alle Helfer.

(Nur kurz erwähnt: Die Zuständigkeit für all diese Arbeiten liegt bei der Stadt, auch wenn es unsere Fische sind. Der Eigentümer ist verantwortlich für die Beseitigung eintretender Schadensfälle. Aber hier erschien man offensichtlich an die Grenzen der Verantwortung angekommen zu sein.)

 

Uwe Latzel

SFV-Wolfsburg