Was ist los am Neuen Teich?

Eine Antwort darauf zu geben, ist nicht ganz so leicht und sicherlich gibt es sofort wieder „Fachleute“, die es natürlich besser wissen.

Einige der Probleme möchte ich hier einmal aufgreifen und ansprechen, dazu hatten wir auch vorher Kontakt zu den Gewässerbiologen des Landesverbands aufgenommen, nutzen unsere Kenntnisse als ausgebildete Gewässer- und Schulungswarte.

Zunächst zur Ursache des aktuellen Fischsterbens vom 23.07.2021:

Ursache des aktuellen Fischsterbens war Sauerstoffmangel!

Darin sind sich alle einig und es deutete sich an den Tagen zuvor auch an, weil die Fische Notatmung zeigten, besonders die kleineren Exemplare.

Was kann man jetzt tun?

Sicherlich ist das Belüften des Teiches die einzige Sofortmaßnahme, die Linderung verschaffen könnte, aber es liefen ja schon seit mehreren Wochen zwei Sauerstoffpumpen auf dem Teich.

Warum kommt es dann trotzdem zu einer deutlichen Absenkung des Sauerstoffgehalts?

Auch das ist eindeutig, es gibt im Wasser mehr Sauerstoffverbraucher als -hersteller.

Tote und abgestorbene Biomasse (Pflanzen, Algen, hier besonders auch der hohe Anteil von Gänsekot) verbrauchen bei ihrer Zersetzung viel Sauerstoff, dieser Sauerstoffanteil kann besonders in den Sommermonaten auf natürlichem Weg hier nicht mehr ersetzt werden, daher sinkt der Sauerstoffgehalt.

Algen breiten sich dann aus. Algen sind zwar auch pflanzliche Sauerstoffhersteller, sie verbrauchen allerdings, wie andere Unterwasserpflanzen auch, nachts mehr Sauerstoff, als sie tagsüber produzieren können (Photosynthese). Deshalb tritt der Erstickungstod auch meist in den Morgenstunden ein, weil da der Sauerstoffgehalt am niedrigsten ist, bzw. fast verbraucht ist.

Bekanntermaßen bringen ja die Unterwasserpflanzen den meisten Sauerstoff in ein Gewässer, daher dachte man sich seitens der Stadt Wolfsburg solche Pflanzen in nicht unerheblichem Maße in das Gewässer einzubringen. Das Einbringen der Pflanze „Wasserpest“ wurde zwar bestritten und man verwiese auf die „Krebsschere“, was aber aus meiner Sicht keinen Unterschied macht. Vom Aussehen her ist es die „Wasserpest“.

Wir konnten in den letzten Wochen bei der Inaugenscheinnahme des Teiches feststellen, wie rasant sich diese Pflanze ausbreitete, an die Oberfläche gelangte und einen regelrechten Blattteppich auf den Teich legte. Wahrscheinlich ist jetzt nämlich, dass die Pflanze nur noch mit den Blättern an der Oberfläche Sauerstoff produziert und diesen auch an die Luft abgibt und nicht mehr ins Wasser selbst. Die Blätter darunter bekommen nun zur Photosynthese kein, bzw. deutlich weniger Licht ab. Die Folge ist das Absterben der Pflanzen.

Festzustellen an den Aussagen vieler Mitglieder, dass die Pflanzen sich abgesenkt haben.

Wie bereits erwähnt kommt es jetzt zu einem Zersetzungsprozess, der Unmengen Sauerstoff verbraucht. Durch das Absterben der Wasserpflanzen und Algen färbte sich das vor drei Wochen noch glasklare Wasser in eine schwarze Brühe.

Natürlich besteht nach der Einbringung der Unterwasserpflanzen jetzt in jedem Jahr diese Gefahr. Die Wurzeln der „Krebsschere“ dringen bis zu 1,5 m tief in den morastigen Untergrund ein. Daher ist dieser Pflanze jetzt auch kaum noch beizukommen, zumal es sich um eine geschützte Pflanze handelt.

Zentnerschweres abgestorbenes Pflanzenmaterial bringt natürlich auch zentnerweise neuen Schlamm und Morast und führt allmählich auch zu einer Absenkung des Wasserspiegels, was die nächste Gefahr herbeiruft.

Flache Gewässer erhitzen sich natürlich viel schneller als tiefere Gewässer. Durch die Erhöhung der Wassertemperatur kann immer weniger Sauerstoff im Wasser gebunden werden. Kaltes Wasser bindet Sauerstoff bekanntermaßen deutlich besser als warmes Wasser.

Unsere Vorschläge auf Vertiefung und Entschlammung, zumindest punktuell, wurden bislang ignoriert (ich denke aus Kostengründen).

Ein weiterer Indikator zur Erhöhung des Sauerstoffgehalts im Wasser ist die Umwälzung durch Wind. Durch die Wellenbewegung wird Sauerstoff aufgenommen, das Wasser, zumindest bis zur sogenannten Sprungschicht umgewälzt. Da der Wind vorrangig aus westlichen bis nordwestlichen Richtungen kommt, ist dies am Neuen Teich kein Problem, weil er dort mit „viel Anlauf“ und auf großer Fläche auf die Wasseroberfläche einwirken kann. Eine Umwälzung des Wassers ist jedoch durch den enormen Pflanzenwuchs wiederum nur schwer möglich.

 

Kurz angemerkt sei hier, dass man im „Schlauch“ des Detmeroder Teiches gerade eine Schilfzone auf der westlichen Seite eingerichtet hat, die eine Zirkulation im Wasser natürlich deutlich erschwert, zu Ruhezonen führt, wo sich das Wasser dann natürlich auch schneller aufheizen kann.

Wir brauchen dringend Regen?

Auch diese Aussage ist nur bedingt richtig. Natürlich brauchen wir Regen und dieser sorgt kurzfristig natürlich auch für eine Absenkung der Wassertemperatur und eine Erhöhung des Sauerstoffgehaltes, aber gleichzeitig werden unzählige Nährstoffe (Sauerstoffverbraucher) vom Ufer ins Wasser gespült (Neuer Teich – Gänsekot)

Wie hoch ist denn der PH-Wert?

Während der PH-Wert vor ungefähr einem Monat auf einem fast toxischen Bereich von 10,53 war, hat dieser sich jetzt auf einem optimalen Wert von 7 eingepegelt.

Wer ist verantwortlich, wer ist zuständig?

Allein der Eigentümer oder der Pächter eines Gewässers ist hier verantwortlich. Der Neue Teich steht im Besitz der Stadt Wolfsburg. Wir als Verein sind hier auch nicht Pächter des Teiches, sondern haben lediglich die Fischereirechte dort erworben.

Traurig in diesem Zusammenhang auch, dass keine der zuständigen Stellen aus den Vorfällen vor zwei Jahren gelernt hat. Wieder war es an einem Wochenende, wieder war niemand bei der Stadt erreichbar, wieder bekamen wir keinen Container für die toten Fische, wieder nahm die Feuerwehr nach langem Zögern die toten Fische ab, wieder wusste die Feuerwehr auch keine Notfallnummer für solche Zwecke, wieder mussten die Gewässerwarte die ganze Arbeit machen (nicht unsere Zuständigkeit, sondern die der Stadt !!! ), wieder ärgert man sich öffentlich darüber, dass unsere Fische so stinken, wieder gibt es nur unsachliche Kommentare in den Onlinemedien.

 

 

Warum macht ihr dann nichts, wenn ihr es eigentlich besser wisst?

Wie gesagt, in erster Linie fehlt uns die Berechtigung. So habe ich mir in der letzten Zeit schon Bemerkungen bezüglich unserer Pachtrechte anhören müssen „ ihr müsst den Teich ja nicht pachten“ oder „dann verpachten wir halt an jemand anderen“.

Daher werden wir hier Vorsicht walten lassen und es ist geplant zusammen mit dem AV-Niedersachsen ein Konzept zu erarbeiten und dieses der Stadt vorzulegen.

Doch solange man seitens der Stadt lieber auf zwei selbsternannte „Gänsemuttis“ in der Nordstadt hört und Angst vor unpopulären Maßnahmen hat, sind wir chancenlos. Niemand der Verantwortlichen will etwas falsch machen und sich gegen die Lobby von „Naturschützern“ aufzulehnen, traut sich niemand, schon gar nicht mehr vor den Wahlen.

Die Problematik der Sediment- und Nährstoffeintragunen durch eine Unzahl von Gänsen ist bekannt und schon im Jahr 2012 machte unserer Noch-Oberbürgermeister dieses Problem zur Chefsache. (siehe google „Graugansproblem an den Teichen“) Doch leider wurden bislang nur Maßnahmen getroffen, die nach hinten losgingen und finanziell sehr belastend waren. (Einzäunungen, Schwimmbarrieren, Reisiguferzonen, Elektrozaun usw.)

So und damit hoffe ich, haben wir ein wenig aufklären können, über die Problematik an den Gewässern, der Vorstandsarbeit und der Arbeit der Gewässerwarte. Natürlich werden wir weiter versuchen, das Beste für uns Angler zu erreichen und unsere Möglichkeiten zu verbessern!